Vor über 5.000 Jahren, als die Tartessier noch die Küsten Andalusiens durchstreiften, entdeckten sie einen Fluss, dessen Wasser rot wie Blut war – der Río Tinto. Sie ahnten nicht, dass unter seinen Ufern ein Schatz verborgen lag: Kupfer, Silber, Gold und Pyrit. Die Phönizier, Karthager und später die Römer kamen, um diese Reichtümer zu heben. Sie hinterließen Tunnel, Schlacken und Legenden.
Im 19. Jahrhundert wurde die Mine zum Herzstück eines industriellen Abenteuers. 1873 kaufte ein britisches Konsortium – mit Beteiligung der Rothschilds – die Minen und gründete die Rio Tinto Company Limited. Sie bauten eine Eisenbahn, viktorianische Villen und eine ganze Stadt mit kolonialem Flair. Die Landschaft wurde geformt von Maschinen, Schienen und dem unaufhörlichen Drang nach Erz.
Doch der Preis war hoch: Der Fluss färbte sich noch röter, die Erde wurde wund, und die Menschen lebten im Rhythmus der Schichtarbeit. Als die Kupferpreise fielen, schloss die Mine 2002 – nur um 2007 wieder zu erwachen, moderner und nachhaltiger.
Heute ist Minas de Rio Tinto nicht nur ein Ort des Bergbaus, sondern auch der Erinnerung und der Magie. Bei Nacht, wenn der „Tren de la Luna“ durch die surrealen Landschaften fährt, scheint die Erde selbst Geschichten zu flüstern – von Gier und Glanz, von Arbeit und Wandel, von Menschen, die hier lebten und träumten.
Und genau das, haben wir gestern Abend erlebt. Gute gelaunt fuhren wir zum Treffpunkt nach Minas de Rio Tinto, wo auch der Bahnhof ist. Die Zugskomposition, aus liebevoll restaurierten Wagons und einer Oldtimer Lokomotive, wartete bereits auf uns. Auf einer rund 30 minütigen Fahrt, wo wir tüchtig durchgeschüttelt wurden, erklärte der Guide uns alles Wissenswerte über diese Gegend und ihre einzigartige Geschichte.
Wir verstanden nur wenig davon, was er erzählte. Es hatte einfach zu viel Lärm und sein andalusischer Dialekt machte es auch nicht gerade einfacher. Doch wir waren von der Landschaft, der Vielfalt der Farben (Gelb – Orange – Rot – Violett bis Schwarz) und dem Fluss Rio Tinto selbst absolut fasziniert. So ruckelten wir in gemächlichem Tempo durch diese skurrile Landschaft, die genau so gut auf einem anderen Planeten hätte sein können. Vorbei an ehemaligen Arbeitsstätten, Gleisanlagen mit Dampflokomotiven und den tief eingegrabenen Spuren der vergangenen Schürfarbeiten, um das Erz abzubauen.
Später, nachdem wir am Zielbahnhof angekommen waren, konnten wir aussteigen und das selbst mitgebrachte Pick Nick geniessen. Wir setzten uns ganz nahe zum Fluss, doch die meisten Besucher gingen zu den gedeckten Tischen, wo es Geselligkeit nach spanischer Art, Musik und Gesang gab. Langsam konnten wir den Aufgang des Vollmondes hinter den Hügeln mitverfolgen. Eine mystische Landschaft, spärlich erhellt vom kalten Licht des Vollmonds. Auf der Rückfahrt wieder im Zug, hingen wir noch ein wenig unseren Gedanken nach und liessen unsere Blicke über die Landschaft schweifen, die nun wie Schatten an uns vorbeihuschte.
Bis wir wieder zuhause ankamen, war es bereits 02.00 Uhr morgens und wir waren müde aber sehr zufrieden. Der Abend hat viele bleibende Eindrücke hinterlassen.
Und wer noch ein wenig mehr sehen möchte, dem empfehle ich dieses kleine Video aus der Vogelperspektive: Rio Tinto

























