DaFabula

Das Bildnis des Dorian Gray – Schönheit ohne Seele

„Hinter jeder schönen Sache verbirgt sich etwas Tragisches.“ Ein Satz von Oscar Wilde, dessen Wahrheit bis heute erschreckend greifbar ist.

Dorian Gray, die Hauptfigur eines meiner Lieblingsbücher, Das Bildnis des Dorian Gray, ist ein junger, aussergewöhnlich attraktiver Mann. Der Maler Basil Hallward porträtiert ihn, fasziniert von seiner Schönheit. Durch den zynischen Lord Henry Wotton wird Dorian in eine Welt des Hedonismus und der Oberflächlichkeit eingeführt. Dorian äussert den Wunsch, ewig jung zu bleiben – sein Porträt soll statt seiner altern und die Spuren seiner moralischen Verfehlungen tragen.

Fortan lebt Dorian ein Leben im Rausch der Sinne, strebt nach Vergnügen und äusserer Vollkommenheit – ohne Reue. Während sein Äusseres makellos bleibt, verkommt sein Bildnis zur grotesken Fratze seiner inneren Korruption. Als er schliesslich das völlig entstellte Porträt betrachtet, erträgt er die Schuld nicht länger, zerstört das Bild – und damit sich selbst.

Doch diese Geschichte ist weit mehr als eine viktorianische Erzählung – sie ist eine literarische Warnung, die heute aktueller scheint denn je. Wir leben in einem Zeitalter des Schönheitswahns, in dem digitale Filter unsere Wirklichkeit verzerren und wir auf sozialen Medien einem Idealbild hinterherjagen. Harmlos beginnt es mit geschönten Selbstdarstellungen – doch in radikalerer Form folgen plastische Eingriffe und vermeintliche „Wundermittel“, die Jugend und Langlebigkeit versprechen.

Das Äussere wird zur Maske, das Innere gerät ins Abseits. Lord Henry, diese verführerische Stimme im Roman, ist der Proto-Influencer seiner Zeit – auch heute werden Meinungen und Trends oft unter dem Deckmantel von Freiheit und Selbstverwirklichung zur Manipulation genutzt. Die Idee, dass man alles tun kann, solange die Oberfläche glänzt, ist längst zum Prinzip in Werbung, Politik und sozialen Medien geworden. Authentizität wird durch Image ersetzt.

Sich um seine Gesundheit zu bemühen, achtsam zu leben und kluge Entscheidungen zu treffen – all das ist selbstverständlich und wichtig. Doch wir sollten dabei auch akzeptieren: Alles im Leben ist vergänglich. Nichts bleibt wie es war. Und gerade darin liegt die Schönheit: Die Jahre führen uns weiter, formen uns, machen uns zu dem Menschen, der wir heute sind.

Neugierde, Mut und die Bereitschaft, sich auf das Neue einzulassen – das sind die Qualitäten, die uns helfen, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen. Es ist nicht das makellose Äussere, das uns trägt, sondern die innere Haltung, mit der wir Veränderungen begegnen.

Und wenn Du möchtest, kannst Du hier die Geschichte kennenlernen: Das Bildnis des Dorian Gray – einmal anders…

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