DaFabula

“Der Zauberberg” von Thomas Mann

Thomas Manns Zauberberg ist kein Roman über Handlung, sondern über Verwandlung. Er entführt den Leser in ein Lungensanatorium in den Davoser Bergen – ein Ort der Abgeschiedenheit, an dem sich die Welt in verlangsamter Zeit entfaltet. Auf über 800 Seiten geschieht kaum etwas im klassischen Sinne, und doch offenbart der Text eine subtile und vielschichtige Darstellung der Gesellschaft und der Menschen, die sie formen. Einfach weil es mir Freude bereitet, ein Stück Literaturgeschichte in den Händen zu halten, habe ich mir bei einem Zürcher Buchantiquariat eine in Leinen gebundene Erstausgabe gekauft. Der Roman ist in zwei Bänden gedruckt und noch in alter deutscher Schrift gesetzt – für mich etwas ganz Besonderes.

 

 

Selbst angesichts von Krankheit, Tod und Leiden gelingt es dem Menschen kaum, sich von Normen, Vorurteilen und gesellschaftlichen Zwängen zu lösen. Diese existenziellen Themen werden beiseite geschoben – zugedeckt vom Drang, den äusseren Schein zu wahren. Und dennoch ist das Vergehen allgegenwärtig. In langen Gesprächen, gedanklichen Umwegen und heftigen Disputen bahnen sich Lebensansichten, Erkenntnisse, Wut und Trauer ihren Weg.

Hans Castorp, der ursprünglich nur seinen Vetter besuchen wollte, wird langsam in den Bann dieses Ortes gezogen. Er begegnet Menschen, die ihn prägen – durch ihre Gedanken, durch ihr Wirken und durch die Konfrontation mit ihren Weltsichten. In der Auseinandersetzung mit ihnen formt sich sein Charakter, und er wächst in eine Persönlichkeit hinein, die nicht vorgezeichnet, aber zutiefst authentisch ist.

Krankheit als Chance? Vielleicht nicht im klassischen Sinn. Aber das Bewusstsein der eigenen Endlichkeit, das sich dort wie ein stetiges Hintergrundrauschen bemerkbar macht, öffnet den Blick: auf sich selbst, auf die Welt, auf das Wunder des Lebens. Und auf das Geschenk, das in echten Begegnungen zwischen Menschen liegt.

Und übrigens: Es gibt auch eine ARTE Doku dazu – gleich hier unten…

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