Interstellar ist ein Film, der sein Herz in den Sternen trägt und seine Füsse fest in der Wissenschaft der Physik. Was ihn einzigartig macht, ist nicht nur seine epische Bildsprache oder emotionale Intensität – es ist die genaue wissenschaftliche Grundlage, auf der er aufbaut. Und doch: All das Wissen dient einem grösseren Ziel – der Geschichte über eine Liebe, die Entfernungen nicht kennt.
Im Zentrum steht die Relativitätstheorie. Zeit vergeht unter Gravitation langsamer. Ein Konzept, das Einstein bewiesen hat und das der Film eindrucksvoll inszeniert. Minuten auf dem Wasserplaneten kosten Jahrzehnte auf der Erde. Diese Zeitdilatation ist keine Erfindung der Drehbuchautoren, sondern ein reales Phänomen, wie es sich auch in der Nähe von Schwarzen Löchern ereignen würde.
Das schwarze Loch „Gargantua“ wurde von Astrophysiker Kip Thorne mitgestaltet und seine Darstellung im Film gilt bis heute als visuell wie theoretisch bahnbrechend. Das berühmte Lichtband, das sich um das Objekt zieht, ist kein Effekt der Fantasie, sondern der Gravitation, die Raum und Licht beugt. In seiner Nähe wird der Raum gekrümmt, die Zeit gedehnt – ein Tanz an der Grenze des Begreifbaren.
Auch jener fünfdimensionale Raum am Ende des Films, mag wie pure Science-Fiction erscheinen, ist aber eine spekulative Erweiterung aus der Stringtheorie, die versucht, das Universum mit mehr als nur den uns vertrauten vier Dimensionen zu erklären. Im Film wird daraus ein Ort der Verbindung: zwischen Vater und Tochter, zwischen Ursache und Wirkung, zwischen Wissen und Gefühl.
Doch diese Brücke zwischen Wissenschaft und Emotion wäre ohne die Musik von Hans Zimmer nicht dieselbe. Seine Komposition ist kein blosses Begleitwerk – sie ist ein Klangraum, der das Unsichtbare fühlbar macht. Mit der Orgel als zentrales Instrument erschafft Zimmer eine klangliche Gravitation, die den Zuschauer förmlich an den Sitz fesselt. Die Musik atmet mit der Handlung, sie pulsiert, sie flüstert – und sie schreit, wenn Worte und Bilder nicht mehr ausreichen. Sie macht das Paradoxon des Films erlebbar: die Gleichzeitigkeit von Nähe und unendlicher Entfernung, von Hoffnung und Verzweiflung, von Menschlichkeit im Angesicht des Kosmos.
Denn all das dient letztlich einem emotionalen Kern: Die Wissenschaft ermöglicht die Reise – aber die Sehnsucht bringt sie zu Ende. Die Reise durch Raum und Zeit ist der äussere Rahmen für eine innere Bewegung: Die Hoffnung, dass unser Handeln – trotz aller Unsicherheit – Bedeutung hat. Dass Liebe, so irrational sie sein mag, einen Platz im Gefüge des Universums verdient.
Für mich ist Interstellar ein faszinierender Film, der viele Fragen berührt, die ich mir in meinem Leben auch stelle. Zeitlose Fragen, die sich Menschen immer schon gestellt haben und immer stellen werden.
Hier noch ein Ausschnitt aus der wunderbaren Musik von Hans Zimmer:
 
				





